Ich habe wieder umgeräumt. Und fand einen Tagebucheintrag ohne Datum – dem Kontext nach zu urteilen: ein Jahr vor meiner Physik-Dipomarbeit (Beginn oder Ende? hm). Ich finde es spannend, genau dort nochmal nachzulesen.
Oft beschäftigt mich meine Lebensvielfalt sehr. Die Physik. Die Quanten. Das Forschen. Das Tanzen. Der Flamenco. So viel Flamenco. Die Projekte. Das Beraten. Manchmal glaube ich, nichts passt zusammen. Manchmal passt alles gut. Auch damals schon war ich hin- und herbewegt zwischen der Physik und meiner Kunst. Während des schreibens des Textes war ich wahrscheinlich recht ratlos…
[es geht um Fragen der Ästhetik im Film und Körper, Anm.] Aber wo sind die Fragen der Physik? Ich finde keine einzige, die ich als Frage akzeptieren kann, für die ich gerne Lösungen finden will. Keine Fragen, kein Suchen, kein Beschäftigen. Kein nichts. Ich stelle auch keinen Raum für noch auftretende Fragen zur Verfügung – alle Räume sind besetzt mit Antworten auf anderer Leute Fragen. […]
Ich habe immer das Bild einer grauen Kammer im Kopf, in der die Physik gemacht wird. Sobald die Tür geöffnet wird, verschwinden die Ideen hinaus, fallen die fragilen Gebäude aus wackeligen Gedankengerüsten in sich zusammen, wird die Arbeit von Jahren, die man hier in der Kammer geleistet hat, zunichte gemacht – durch wilde, rauschende Luft.
Ich habe das Diplomstudium mit Auszeichnung abgeschlossen und meine Arbeit für das Doktorat nach zwei Jahren und einer Ausbildung zur Wissenschaftskommunikatorin abgebrochen. Ich habe erkannt, dass ich eine andere Art von Kreativität habe. Eine, die nicht mit jener Kreativität übereinstimmt, die man für ein Leben als Quantenphysikerin braucht. Es war eine richtige Entscheidung – auch wenn man in Österreich als Dr.in gleich ganz woanders ist. Aber so denke ich sowieso nicht.