Am 7. Dezember 2017 zeigen in Wien die TeilnehmerInnen der „Choreographiewerkstatt Urbane Rituale… im Raum Flamenco“ gemeinsam mit anderen eingeladenen KünstlerInnen ihre Zugänge zu Urbanen Ritualen. Es ist ein Projekt von Marco de Ana (Verein Nomada), unterstützt von der Peña Flamenca La Granaina.
Die Stadt als Lebensraum und ihre Rituale – transformiert in Tanz, der selbst rituelle Charakterzüge trägt.
Urbane Rituale bieten viel Freiraum und sind dennoch spezifisch städtisch. Sie bilden den Rahmen eines einjährigen Flamenco-Experiments, das im Dezember gezeigt wird. Wiener Flamencotänzerinnen präsentieren in diesem Zusammenhang Stücke über „Kaffeehaus“, „Baustelle“, „Schattenseiten“, „durchatmen“. Hier erzählen die Teilnehmerinnen über ihre Stücke bei Urbane Rituale.
Eigene Schritte statt vorgetanztes Material
Marco den Ana, künstlerischer Leiter des neuartigen Coaching-Projekts, erzählt über die Idee und den Weg: „Entstanden ist das Projekt weil es Interesse über die klassischen Choreografie Workshops und Schüleraufführungen hinaus gibt, eigene Schritte und Stücke zu entwickeln. Ich habe dafür ein Konzept erarbeitet, das dieses Bedürfnis aufgreift und in eine Richtung lenkt, die über den Horizont des klassischen Flamencos hinausgeht. Dabei habe ich die Teilnehmerinnen bei der Ideenfindung, Konkretisierung und Umsetzung begleitet ohne zu großen Einfluss auf ihre Gestaltung zu nehmen.
Die Flamencotänzerinnen, die daran teilnehmen, sind ja keine Profis und daher ist für mich der Spaß an der Sache an oberster Stelle. Der Prozess der Kreation sollte als etwas Angenehmes und Bereicherndes erlebt werden, etwas, das im Alltag eines professionellen Tänzers und Choreografen ja nicht immer der Fall ist. Wichtig ist mir auch, die Entstehung als Ganzes zu erleben, d.h. sich dem Schnitt der Musik, der Verwendung gewisser Objekte, der Raumgestaltung und der Umsetzung generell genauso zu widmen wie dem Erarbeiten der Choreografie selbst.“
Mehr als nur Tanz. Urbane Rituale als Soundinstallation, Rede, Download und Bild
Eingebettet sind die Flamencostücke in Klang-, Bild- und Wort-Installationen weiterer Künstler aus Wien. BesucherInnen des Abends können sich dadurch den urbanen Ritualen auf unterschiedlichen Wegen nähern. Stefan Voglsinger wird eine Soundinstallation beisteuern, die bestimmt herausragend sein wird. Voglsinger ist Soundtechniker, Musiker und Erfinder und organisiert Ende Jänner 2018 in Wien ein Festival für elektronische Musik, bei dem Marco einen Workshop zum Thema Flamenco und Klangmanipulation geben wird. Außerdem hält der Ökonom Stefan Schmitz eine Rede über Otto Neurath, dessen Theorien zur Gestaltung des öffentlichen Raumes und des sozialen Wohnbaus in Zusammenhang mit dem Begriff „Gypsy Urbanism“ einen gedanklichen Rahmen bilden. Nima Arvand, Musiker und Maschinenbauer, steuert einen Song bei, den BesucherInnen exklusiv downloaden können und der Fotograf und Filmemacher Reinhard Mayr sammelt visuelle Impulse, die er für die Gestaltung des Veranstaltungsraums zur Verfügung stellt.
Weitere Informationen: http://www.flamenco-lagranaina-wien.at/
Wer bei Marco de Ana Flamenco im Rahmen eines Workshops erleben will: Er gibt vom 4. bis 7. Jänner 2018 in der Academia Flamenca in Wien Kurse zu Compás/Palmas, Technik und Farruca.
Foto: Rainhard Mayr.
Dieser Text ist in der Ausgabe 134 des Flamencomagazins ANDA erschienen