Was da wieder passiert in den Kommentaren zu einem herausragenden, mutigen Flamencotanz ist schon bezeichnend! Die Flamencotänzerin Karen Rubio Lugo interpretiert anläßlich des derzeit stattfindenen Certamen Coreográfico de Danza Española y Flamenco de Madrid die Choreographie „El Cuervo y el Reloj“, die im Wettbewerb von 2012 ausgezeichnet wurde. Und wird heftig dafür kritisiert… na, sagen wir: beschimpft.
In den Kommentaren geht es, erraten, um „Respekt den echten Größen gegenüber„, da steht zum Beispiel auch: „Sowas Flamenco zu nennen… ist das ein Witz?“ Und so geht es weiter und tiefer. Hier nochmal der Link zum Facebook-Video mit diesen Kommentaren (alle auf spanisch).
Die Community ist aufgebracht
Auf die heftige Diskussion wurde ich durch einen Facebook-Post von Javier Latorre, der sich über den Stil der KritikerInnen beschwert hat und über deren Respektlosigkeit. Und viele so echte Größen wie er haben es ihm gleich getan. Die Kommentare unter dem Video sind mittlerweile gut durchwachsen und man sieht auch: das Shitstorming erledigt sich manchmal tatsächlich von selbst, die Community sorgt dafür.
Vor – zurück – vor – zurück
Was bleibt aber übrig? Für mich: der Flamenco hat sich sehr weit in beide Richtungen entwickelt. Nach vorne und nach hinten. Oder sagen wir so: er ist stehen geblieben und gleichzeitig nach vorne geprescht. Es gibt so viel Mutiges im Flamenco. Und so viel Angst vor Veränderung. Oder Angst vor „Verschmutzung“. Warum das so ist? In Wirklichkeit weiß ich das natürlich nicht. Ich beobachte, dass auch im Flamenco, wie in vielen Bereichen des Lebens und der Kunst, die Weiterentwicklung als totale Bedrohung gesehen wird und bekämpft werden muss. Oder zumindest beschimpft. Und dass dann „die Hackln tief fliegen“, dass dann gleich das Flamenco-sein abgesprochen wird, dass mehr Respekt gefordert wird, dass … überhaupt … Frechheit! du hast keine Ahnung und ich schon!