Sag ich ja, es braucht mindestens einen vierten Tag, um schön zu bleiben oder werden!
Für mich passierte das am letzten Tag des Flamencofestivals im tanzhaus nrw(und was sonst noch los war, steht bald in der ¡anda!):
Tangos/Guajira von Andres Marin
Wir sind uns alle ein paar Schritte näher gekommen, haben uns zugehört und die gestrige, sehr verfahrene Situation gemeinsam entworren. Ich bin wirklich unglaublich froh über diesen Kurstag, er war lehrreich und angenehm. Ja, über eine Seite Maríns, die am dritten Tag zum Vorschein kam, bin ich erschrocken. Ich bin stolz, dass ich mich in den Wind gestellt habe und sichtbar geblieben bin. Umso wichtiger war es für mich, eine Auflösung aktiv mitzutragen – um auch eine weitere, sehr großzügige Seite kennen zu lernen. Und hey, von ihm kann man was lernen, halleluja! Heute haben wir zB das gesamte Material dazu verwendet, um Tangos por fiesta damit zu üben. Andrés Marín hat gesungen und geduldigst erklärt, welche Teile in welcher Letra wann und wann nicht… dann haben wir getanzt, jede alleine und das Ausprobieren war plötzlich kein Ausliefern mehr, sondern eine große Freude. Was soll schon passieren – außer ein Fehler?
Improvisation von Juan Carlos Lérida
Wir haben in den vier gemeinsamen Tagen so viele Werkzeuge bekommen und geübt, mit denen wir unseren Flamencotanz entwickeln, spüren und … ja, tanzen können. Übungen, um die Sinne zu schärfen und zu öffnen, Improvisationsübungen, Tipps, Aufgaben und PAUSE.
Das Außergewöhnliche an Juan Carlos Léridas Kurs ist für mich, dass er dabei ganz mit dem Flamenco verwoben bleibt. Er schafft es, jede Übung und jedes Werkzeug im Flamenco zu verankern und uns damit immer wieder mit wachen Sinnen zu fokussieren. Dieses Mal haben wir beispielsweise sehr deutlich selbst erfahren, was es für die Qualität der Zapateados bedeutet, wenn alle Sinne mit dabei sind, wenn man „bewußt“ ist. Da entstehen Modulation, Rhythmus, Stille, Geschwindigkeit aus anderen Impulsen heraus – organisch und natürlich.
Seine reiche Erfahrung mit zeitgenössischen Techniken und Körpertechniken wie etwa Katsugen ermöglichen es ihm, neue, sehr zugängliche Wege zum Flamenco zu gestalten. (Da werde ich noch mehr dazu schreiben).
Rote Punkte – für zu Hause
Vor dem Hauptabendprogramm hatte ich meine kurze Performance (auch dazu bald mehr). Jedenfalls: ich habe alle meine Lunares-Pakete verteilt und bin jetzt sehr neugierig, was damit passiert! Da gingen viele Tupfen über den Bauchladentisch. Macht doch ein paar Fotos von den Lunares in eurem Alltag – und teilt sie mit mir! Danke!
Las Campanas del olvido – Alberto Sellés
Das Abschlusskonzert des diesjährigen Flamencofestivals war grandios. Der junge Alberto Sellés strahlte so eine lockere Freude und lustvolle Kraft aus, seine flirrende Energie ist witzig – und passt ideal zu meinem Star des Abends: David Palomar (Gesang). Und meinem zweiten Star des Abends: Rafael Rodriguez (Gitarre), der ein bißchen Ruhe in den Abend brachte (bis zum Publikumsgespräch mit Susanne Zellinger – da wars vorbei mit seiner „Ruhe des Alters“, aber hallo!).
David Palomar sang phänomenal. Und ist faszinierend anzusehen dabei. Wie er zwar sitzen sollte, weil es wohl die Regie so wollte, aber nicht sitzen konnte – weil es sein innerer Impuls nicht zuließ…
Es war ein idealer Abschlußabend, hat alle berauscht und von den Sesseln gerissen. Und so sympathisch!