Ich erinnere mich gut an das Flamencofestival in Düsseldorf im vergangenen Jahr, denn einerseits habe ich gespürt, dass etwas beendet wurde, es war wie eine Entfremdung (die hier nicht Thema sein soll, darüber schreibe ich ein anderes Mal). Andererseits war da noch ein weiteres Gefühl. Eine Begeisterung, ein Blick in einen Raum, der für mich noch nicht eröffnet wurde. Und darüber schrieb ich damals:
Die Mikros bringen etwas Neues, das ich sehr spannend finde. Ich glaube, dass sie es den TänzerInnen womöglich erleichtern, gehört zu werden. Die klangverstärkten Schuhe ermöglichen es, detailreicher mit den Füßen zu musizieren. Die Schritte werden immer schneller und aufwändiger, es gibt Sequenzen, wo sich nur die Schuhe berühren, es gibt Sprünge in der Luft und all das hat seinen Klang. Es wäre schade, wenn wir das nicht hören könnten. Und jetzt können wir es hören, jetzt können die KünstlerInnen auch auf großen Bühnen mit ihren Füßen spielen!
Aber weitergedacht: Mini-Mikrofone mit eingebautem Sender können bestimmt schon bald Klänge verändern – verzerren zum Beispiel, modulieren auch und ach, was für Möglichkeiten. (Hier im Blog findest du den ganzen Beitrag:„Flamencofestival Düsseldorf 2017 – mein Tagebuch“)
Und dann nahm ich daran teil: Processing Flamenco mit Stefan Voglsinger und Marco de Ana
Stefan Voglsinger lernte ich im Rahmen der Aufführung von „Urbane Rituale“ in Wien kennen. Er steuerte eine Klangskulptur bei, in die man eintreten konnte, um im Raum Geräusche des Außen zu hören. Er ließ mich die Isolation innerhalb eines Raumes, einer Gesellschaft, klanglich und räumlich erleben.
Das war für mich insofern ein großartiger Moment, als er witziger Weise genau das Thema umsetzte, dem ich mich im Zusammenhang mit den Urbanen Ritualen auch widmen wollte. Marco de Ana, der künstlerische Leiter der Choreographiewerkstatt „Urbane Rituale“ ist immer wieder darauf bedacht, Menschen und Kunstaspekte zu verbinden, die noch nicht zusammengeknüpft wurden. Finde ich sehr toll! Die beiden haben sich für „Cuartos de la Utopia“ in der Wiener Secession zusammengefunden und seither immer wieder etwas gemacht. Wie zuletzt eben im Rahmen der Klangmanifeste 2018 den Workshop.
Der Workshop hat mir vor allem im Hinblick auf das Kennenlernen von Technik und Möglichkeiten extrem gut gefallen. Wir haben die unterschiedlichsten Mikrofone (Piezo, Richtung, …) untersucht – was passiert bei Bewegung, Vibration, Entfernung, Annäherung – und mit Loops und Effekten gespielt. Ja, es war ein Spielen und Ausprobieren in einer ganz neuen und sehr komplexen Welt. Angeleitet wurden wir von Stefan Voglsinger, der schon viel mit Tanz und Bewegung und daher mit dieser Art von Rhythmus gearbeitet hat, und Marco de Ana, der kurze Impulse von außen einwarf.
Und ich hatte ein Mikro (Piezo) an meinem Schuh kleben!!! Nicht (nur) zur Verstärkung. Unglaublich, was es da für Möglichkeiten gibt, Klangräume zu gestalten. Für mich ist das alles neu und ich bin begeistert. Diese Effekte und was man damit alles machen kann!!!
Aber ja, Stefan Voglsinger hat Recht: Nur weil es möglich ist, alles Effekt-voller zu machen, ist es nicht unbedingt sinnvoll. Das Beste ist natürlich zu wissen, was geht und was man machen kann und das dann gezielt einzusetzen. Und genau deshalb hoffe ich, dass weitere Workshops dieser Art stattfinden werden. Flamenco-Technische Workshops. Ich will Piezos löten und erforschen. Ich will Richtmikros ausrichten. Und was noch?
Und dann kann ich wissen, ob und wie ich das einsetzen will.
Marco de Ana trat übrigens am Vorabend des Workshops auch beim Festival Klangmanifeste 2018 mit dem Performanceprojekt „Working on a skript“ auf. Das finde ich eine gute Verbindung: Flamenco und die ganzen Klang- und Tonkünstler, Manipulateure, Skulpteure und Erfinder. Das bringt eine gute Veränderung!